Dass während der Hochphase der Pandemie die Büros leer standen, war klar. Doch auch jetzt sind viele Arbeitplätze ins Home-Office verlegt und die bisher ausgelastetete Gewerbeimmobilie ist teilweise ungenutzt oder gar zu gross geworden. Zudem haben die wirtschaftlichen Folgen dazu beigetragen, dass Unternehmen Einsparpotentiale nutzen mussten und so unumgänglich auch bei der Miete landeten. Von Mietausfällen und Insolvenzen wollen wir an dieser Stelle nicht sprechen und hoffen auch weiterhin, dass unsere Wirtschaft wieder zu alter Stärke findet. Auch im Sinne der Büroimmobilie. Ob Sie je wieder auf Ihr altes Prestigeniveau kommen wird, bleibt abzuwarten. So sehr die Nachfrage am immobilienmarkt auf der wohnwirtschaftlichen Seite zugenommen hat, hat sie auf der gewerblichen Seite erhebliche Einbrüche erlebt.
Was mehr Home-Office für den Immobilienmarkt bedeutet
Neben der gesundheitlichen Auswirkungen wird in Immobilien-Fachkreisen vor allem eines heiss diskutiert. Welche Entwicklung hat das Home-Office auf den Immobilienmarkt?
Für einen Blick auf die aktuelle Situation am Immobilienmarkt lässt sich eines ganz klar abzeichnen - die Nachfrage nach Wohnimmobilien ist stabil, wenn nicht sogar leicht gestiegen. Doch warum steigt die Nachfrage, wenn doch die wirtschaftliche Unsicherheit die Menschen umtreibt?
Dazu hat man festgestellt, dass vor allem während der Zeit des Lockdowns, die Wichtigkeit des eigenen Zuhauses in den Fokus gerückt. Wenn das Zusammenkommen draussen und weitere Einschränkungen uns dazu bringen, mehr Zeit als gewöhnlich in den eigenen vier Wänden zu verbringen. Dieses Bewusstsein hat sich durch die Pandemie sehr stark entwickelt und viele erst dazu bewegt sich auf die Suche nach einem neuen Zuhause zu machen. Vielleicht sogar den entscheidenden Impuls gegeben sich für ein Eigenheim zu entscheiden. Eventuell hat die aktuelle Wohnung ein Zimmer zu wenig, keinen Balkon, oder Sie ist schon länger ein wenig zu beengt. Dazu muss man sagen, dass die Quadratmeter pro Kopf im Jahr 2019 in Deutschland bei rund 47 Quadratmetern (Quelle: Statista) liegen und damit schon auf einem recht hohen Niveau. In Baden-Württemberg geniesst eine Einzelperson rund 46 Quadratmeter und eine Familie mit zwei Kindern rund 30 Quadratmeter (Quelle: Statistik-BW) pro Kopf. Wenn wir also doch schon auf einem hohen Wohnflächenniveau sind, warum dann noch mehr?
Home-Office braucht Platz
Für viele Arbeitnehmer ist es nichts Aussergwöhnliches von Zuhause aus zu arbeiten. Die meisten haben bereits einen Arbeitsplatz eingerichtet oder einen Platz für Laptop und Schreibgerät. Doch diese gelegentliche Heimarbeit hat jetzt eine Qualität erreicht, die eben nicht mehr nur als Ausnahme dient. In manchen Teilen wird bis 100 % die Arbeit von Zuhause erledigt. Natürlich unterscheidet man die Anforderungen natürlich grundlegend zwischen Alleinlebenden oder Paaren und Familien mit Kindern. Wer in einer Wohnung mit kleinen Kindern lebt, weiss, dass Türen keinen echten Schallschutz bietet oder das plötzliche Hereinstürmen der Kinder verhindern kann. Gesellschaftlich schön zu beobachten war jedoch, dass diese Herausforderungen überwiegend tollerant aufgenommen wurden. Online-Business-Meetings mit Kinderunfall wurden teilweise zum Social-Media-Hype.
Doch am Ende ist die Auswirkung klar. Wer Zuhause mehr als nur gelegentlich arbeitet hegt den Wunsch nach mehr Platz und Ruhe. Der Laptop im Esszimmer oder in der Küche kann keine Dauerlösung sein. Die Idee auch weiterhin, zumindest in Teilen, von Daheim zu arbeiten ist längst bei den meisten Arbeitnehmern manifestiert. Damit verlagert sich ein Abschnitt der als gewerblich genutzten Büroflächen in den privaten Wohnraum. Eine Belastung für den ohnehin angespannten Wohnungsmarkt.
Ist die Büroimmobilie der grosse Verlierer?

